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Vortrag in der Katholischen Akademie Freiburg, 8.10.04, anlässlich der Tagung Judenretter im deutschen Südwesten von Philip Nedela und Ulrich Fischer - Weissberger Thema: Heinz Droßel (Retter) und Günter Fontheim (Geretteter) im Gespräch mit Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Ein Erfahrungsbericht mit Filmen
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I Film 1 Abschlussrunde Berlin 2 Minuten Guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herrn, diese Worte von Heinz Droßel sind für mich der Kern unserer Arbeit Wir - Philip Nedela und ich wollen ihnen heute von unserer Arbeit im Geschichtsprojekt mit Heinz Droßel und anderen Zeitzeugen berichten. Somit fällt unser Vortrag etwas aus dem Rahmen dieser Tagung, denn es geht in ihm nicht nur um das Leben und Wirken von Persönlichkei-ten wie Heinz Droßel, sondern auch um die Beziehung dieser zu uns, den Mitgliedern des Geschichtsprojekts am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Waldkirch. Wir werden anhand von Ausschnitten aus unseren Filmen versuchen ihnen Heinz Droßel näher zu bringen, wir werden, und das ist das an-dere Gleis unseres Vortrags, ihnen unsere Art und Weise der Projekt-arbeit zeigen: Zu Beginn stellen wir ihnen kurz die wichtigsten Personen, die mit uns zusammengearbeitet haben, vor. Danach folgen zwei Ausschnitte zu den Kriegserlebnissen von Heinz Droßel und zwei Szenen zu seinen Rettungstaten in Berlin. In den nächsten beiden Ausschnitten berichtet Herr Fontheim vom Leben als untergetauchter Jude. die Schuld- und Erinnerungsproblematik wird in zwei Szenen anlässlich eines Podiumsgesprächs zwischen Heinz Droßel und Arno Lustiger aufgezeigt die beiden abschließenden Filmausschnitte zeigen Gesichtspunkte der Aufarbeitung des Nationalsozialismus anhand unseres Filmes zu Nazipropagandabildern im Waldkircher Rathaus Zunächst möchten wir ihnen die Zeitzeugen und andere Beteiligte an unserer Arbeit vorstellen. Da wäre zunächst und vor allem Heinz Droßel: Er hat mich durch einen eindrucksvollen Vortrag im Januar 2001 dazu inspiriert die Arbeit, von der wir ihnen heute berichten dürfen, aufzunehmen. Heinz Droßel war schon als Jugendlicher ein Gegner der Nazis, neben vielem anderen musste er als Soldat mit ansehen, wie ein SS-Einsatzkommando im Baltikum ein Massaker an Juden verübte. Als Soldat hielt er sich nicht an die Mordbefehle der Naziführung und ließ einen todgeweihten sowjetischen Kommissar frei. Auf Urlaub von der Front -er war von 1939 - 45 im Krieg in Russland und in Frankreich - rettete er 1942 seiner späteren Frau und 1945 4 untergetauchten Juden das Leben. Dafür bekam er im Jahre 2000 vom Staat Israel die Ehrung Gerechter unter den Völkern und 2001 das Bundesverdienstkreuz. Zuvor hatte er es wegen seiner aufrechten Gesinnung in der Bun-desrepublik schwer. Weil er zum Beispiel ein NS-Parteimitglied der frühen Jahre nicht als Vorgesetzten akzeptierte, verließ er den Justizdienst in Berlin und kam so nach Baden Württemberg und wurde schließlich Prä-sident des Sozialgerichts in Freiburg. Im November und Dezember 2001 drehten wir zusammen den Film Heinz Droßel ein Mensch in schrecklicher Zeit. Unser zweiter Film handelt von Ernest Günter Fontheim und seinem Leben in der Illegalität in Berlin. Herr Fontheim ist der Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts, wurde neben seiner späteren Frau Margot und seinen Schwiegereltern von Herrn Droßel gerettet; durch die Mordaktionen der Nazis verlor er seine Eltern und seine jüngere Schwester. Nach dem Krieg wanderte er nach den USA aus, wurde dort ein angesehener Physiker und sorgte unter anderem dafür, dass Heinz Droßel in Yad Vashem geehrt wurde und demnächst in Ann Arbor die Raul Wallenberg Medaille bekommen wird. Sie werden noch kürzere Sequenzen aus unserem letzten Film sehen. Dieser ist erst im Rohschnitt fertig und wird von uns bis Januar fertig gestellt werden. In ihm unterhalten sich Heinz Droßel und Arno Lusti-ger. Dieses Gespräch fand anlässlich der Geschwister-Scholl-Tage 2003 an unserem Gymnasium statt. Arno Lustiger ist Überlebender des Holocausts, er musste mehre-re KZs und 2 Todesmärsche ertragen. Er blieb in Frankfurt und ist Mitbegründer der zionistischen Bewegung in der Bundesrepublik. Seitdem er sich zu seinem Schicksal öffentlich äußert, übrigens ähnlich wie Heinz Droßel erst seit Beginn der 80er Jahre, veröf-fentlichte er mehrere wissenschaftliche Arbeiten über das Schick-sal und den Widerstand der Juden, besonders zu erwähnen ist auch seine Arbeit über den Judenretter Anton Schmitt in Vilnius, Litauen. Bei unserem Besuch in Dachau interviewten wir Ernst Grube. Er über-lebte die Nazizeit als Kind unter anderem im Auffanglager München Milbertshofen. Auf unserer letzten Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Na-tionalsozialismus las Margarete Holzman aus den Aufzeichnungen ih-rer Mutter Helene. Zusammen mit ihrer Mutter überlebte sie die Ver-folgung der Nazis in Kaunas Litauen, ihr Vater und ihre Schwester wurden ermordet. Juliane Zarchi kennt bisher nur unser Projektleiter Herr Weissberger. Sie überlebte das Ghetto in Kaunas und die Verbannung unter Stalin. Wir hoffen, dass sie zum Gedenktag an die Opfer der Nazigewaltherr-schaft am 27.1.05 bei uns sein kann Mit ihr planen wir die Produktion eines Filmes, der im nächstenSommer in Litauen gedreht werden soll. Leider haben wir noch kein Bild von ihr. Margot Zmarzlik ermöglichte es uns als Gründerin des Hilfsfonds "Ghetto-Überlebende Baltikum" die Kontakte nach Litauen zu knüp-fen. Sie sehen sie hier zusammen mit Frau Holzman und Herrn Droßel beim Podiumsgespräch im Geschwister-Scholl-Gymnasium im Januar dieses Jahres. Herrn Professor Wette verdanken wir vor allem, dass wir Herrn Dros-sel kennen lernen durften. Des weiteren stellte er uns sein Forschungs- und Archivmaterial zur Verfügung und war maßgeblich beteiligt am Zustandekommen eines Interviews mit dem damaligen Bundespräsi-denten Johannes Rau. Das Bild stammt aus unserem Film "Naziwandbilder im Waldkircher Rathaus". Zuletzt möchte ich noch unser Geschichtsprojekt vorstellen: Seit 2001 arbeiten wir mit Zeitzeugen zusammen, im Mittelpunkt steht die Beschäftigung mit deren Leben, das Gespräch mit ihnen und die Arbeit mit modernen Medien. Das GP besteht aus einer Video - und Geschichts-AG, teilweise arbei-ten Schüler im Regelunterricht z.B. aus dem Neigungsfach Geschichte mit. Derjenige, der unsere Arbeit aber immer begleitet hat, ist Heinz Dro-ßel. Mit ihm konnten wir erleben, was eine lebendige und demokrati-schen Werten verpflichtete Schule sein kann. Empathie und Zivilcourage wurden hier Teil des Unterrichts. Herr Droßel half uns dabei, die Vergangenheit zu bearbeiten, wir durften ihm dabei helfen, seine Vergangenheit zu verarbeiten. Beginnen möchten wir mit zwei Filmausschnitten zu Heinz Droßels Leben als Soldat. |
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Film 2 A Kommissarszene 1.30 Min Spontan zeigte Heinz Droßel Menschlichkeit, indem er die Mordbefeh-le der Naziführung nicht befolgte. Wie er uns sagte, war dies nicht im-mer möglich: Man musste auch klug handeln. So beschäftigt ihn heute noch, dass er mit anschauen musste, wie ein SS-Einsatzkommando jü-dische Männer, Frauen und Kinder in einem Wald im Baltikum ermor-dete; die Bilder, vor allem das Bild eines verzweifelten Kindes, verfol-gen ihn noch heute. Seine Untätigkeit in einer Situation, in der er und seine Kameraden entsetzt zusehen mussten, wie ein alter Jude von SS-Männern zu Tode gequält wurde, bedauert er zutiefst: "Wenn wir etwas gesagt hätten, wäre die Qual des alten Mannes kürzer gewesen.", sagte er uns. Am 5.12.2001 kam Herr Droßel zu uns in die Schule und wir arbeite-ten gemeinsam an der Kommissarszene. Spontan entschied er sich da-für, diese Szene mit uns nachzustellen. Unser Interesse war zu zeigen, dass man sich im Krieg auch anders verhalten konnte. Nach dem Schnitt dieser Szene wurde kritisiert, dass Details, wie das Auge von Herrn Droßel übertrieben dargestellt seien. Im Gespräch mit ihm klärten wir dann, ob er damit einverstanden sei; auch entschieden wir uns dafür Nachgestelltes in Schwarz-Weiß zu zeigen, um die Sze-nen zu verfremden. Wir wollten Authentisches darstellen und nicht den Schein erzeugen, wirklich dabei gewesen zu sein . Nicht wie in vielen Fernsehfilmen wollten wir wahllos etwas nachstellen oder wie im Film Untergang eine bequeme Fiktion im Kinosessel erzeugen. Film 2 B Aus der Produktion der Kommissarszene am 5.12.01 1.22 Das war aus unserer Filmarbeit Es war uns wichtig authentisch zu sein und gemeinsam zu entscheiden, wie wir das Ganze darstellen. Herrn Droßels Einverständnis war für uns unabdingbar. Unsere hohe Identifikation mit den Erfahrungen Heinz Droßels im Krieg und die Art und Weise unserer Projektarbeit zeigt die folgende Szene |
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Film 2 C Vom Tod eines jungen Mannes 2.26 Diese Szene drehten wir ebenfalls am 5.12. 01. Wir gingen dazu in den Waldkircher Stadtwald. Herr Droßel sollte dort einem Schüler sein Er-lebnis mit dem jungen Kriegsdienstverweigerer erzählen. Dies geschah auch, aber aus dem Erzählen wurde ein Nacherleben und ein Wieder-erleben. Die Szene wurde nicht absichtlich nachgestellt, es ergab sich so. Wie diese Szene die von ihnen gesehene Form erhielt, möchte ich ih-nen kurz darstellen, dazu werde ich ihnen Eigenheiten von Projektar-beit bei uns und im Allgemeinen darlegen: Wichtige Prinzipien meiner Arbeit mit Schülern sind eigenverantwort-liches Handeln und Freiwilligkeit. Dies kann ich aber nicht einfach ein-fordern, sondern ich muss die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffen. So produzierte ich einen Rohschnitt einzelner Teile unseres Filmes und stellte diesen Rohschnitt in einer kleinen Veranstaltung den Mitgliedern des GP, Herrn Droßel und unserem Schulleiter Herrn Dr. Strittmatter vor. Daraufhin wurde darüber diskutiert. Hier die Rohschnittfassung des letzten Filmausschnittes |
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Film 2 D 1. Fassung Tod… 1.13 Ein Schüler, der sich mit dem jungen Mann sehr identifizierte, war mit meinem Vorschlag nicht einverstanden. Wir diskutierten im Projekt mehrfach über seine Einwände. Schließlich produzierten wir zu zweien eine neue Fassung, diese wurde vom Projekt verworfen, schließlich - da mir die Einwände des Schülers sehr wichtig waren und seine Identi-fikation so hoch war - setzte ich gegen Einwände der anderen einen Kompromissvorschlag durch. In der Projektarbeit habe ich als Leiter einen Rahmen zu liefern, der es den Schülern ermöglicht eigenständig und selbstverantwortlich zu han-deln und die Bedürfnisse der Einzelnen zu beachten. Philip wird ihnen kurz ein Beispiel hierfür schildern: Da der Schnitt des Filmes "Heinz Droßel - Ein Mensch in schreckli-cher Zeit" wegen des vielen Filmmaterials ( es waren zirka 15 Stun-den) sehr zeitaufwändig war, arbeiteten wir 3 Tage in den Weihnachts-ferien. 6-7 (?) Schüler arbeiteten dabei an 2 Videoschnittplätzen. Die Schnittarbeit erfolgte nach einer Einweisung durch Herrn Weissberger relativ selbständig, und so konnte ein Großteil des Filmes während dieser Zeit geschnitten werden. Herr Droßel war während dieser Zeit anwesend und stand uns für Nachdrehs und Interviews zur Verfügung. Da wir Schüler ja in dieser Zeit einen Teil unserer Weihnachtsferien opferten, war die Arbeitsatmosphäre immer recht locker und stressfrei. Solche Projektarbeit wird zwar von den neuen Bildungsplänen gefor-dert, aber die nötigen Bedingungen für diese werden nicht oder nur in Ansätzen geschaffen, man schaue sich nur die immer größer werden-den Klassen an. Es ist sogar so, dass ich mich zum Teil Vorwürfen ausgesetzt sah, ich würde nur für eine kleine Elite arbeiten. Dabei sollte sich meines Er-achtens genau solches Arbeiten etablieren, denn durch die Komplexität der Probleme und die hohe emotionale Beteiligung der Schüler war der Lernerfolg im Projekt meines Erachtens sehr hoch. Ganz besonders nah an die historischen Ereignisse hat uns die Zu-sammenarbeit mit Heinz Droßel vor allem in Berlin gebracht. Die Zeitzeugenberichte von Herrn Droßel, die jeden, der sie hört, sehr nah an die Realität in Nazi-Deutschland bringen, wirkten an den Plätzen in Berlin, an denen Herr Droßel sie erlebte, noch eindrucksvoller. Durch die Nähe zu den Orten, an denen zum Beispiel die Rettung von Günter Fontheim und der Familie Hesse geschah, bekamen wir einen Einblick, der weit über jeden üblichen Inhalt des Geschichtsunterrich-tes in der Schule hinausgeht. Diese Arbeit im Geschichtsprojekt, die sich so von der schulischen Arbeit im Geschichtsunterricht unter-scheidet, lässt es zu, dass man fast bei den Geschehnissen "dabei" ist, dass man sie sich bildlich vorstellen kann. So entstehen eben unsere Filme. Wir stellen uns die Geschehnisse bild-lich vor. Herr Droßel sagte mir übrigens, dass so seine Erinnerung oder sein Gedächtnis funktioniere. In den folgenden Ausschnitten geht es um die Rettungstaten von Herrn Droßel, die er 1942 und 1945 ausführte und für die er mehrfach geehrt wurde. |
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Radioausschnitt: Elmar zur Jungfernbrücke 7 Minuten Film 3 Jungfernbrücke Für mich war diese Berlinfahrt ein einmaliges Erlebnis, wir durften am Abschied Heinz Droßels von seiner Vergangenheit teilnehmen; es überschneiden sich hier die Erinnerungen an seinen Stiefsohn Billi - den jungen mit dem Stein - mit den Erinnerungen an einen Jungen aus dem Massaker von Dagda im Baltikum. |
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Film 4 Senzig 3.20 Die Tragweite von Herrn Droßels Handeln wurde mir hier zum ersten Mal bewusst. Er rettete mehreren Menschen das Leben. Was dies für Herrn Fontheim und seine Frau bedeutete, sagt uns Herr Drossel hier, wenige Monate später erfuhren wir es ein weiteres Mal im Interview mit Herrn Fontheim. Zwei Tage später verkaufte Her Droßel das Grundstück samt Laube. Wie beeindruckt die Schüler von den Äußerungen Heinz Droßels und von dieser intensiven Abschiedssituation waren, haben sie gehört. Der Ton ist sehr schlecht. Die Schüler, die für den Ton zuständig wa-ren, waren so von der Situation eingenommen, dass sie trotz Kopfhörer nicht bemerkten, dass kein Ton aufgenommen wurde. Zum Glück hat-ten wir mit der zweiten Kamera auch den Ton aufgenommen, aber eben so, wie sie ihn gehört haben. Im Gespräch mit Herrn Fontheim spürten wir dann den Schmerz, den dieser durch den Verlust seiner Familie erlitten hat. Seine Frau kann und will noch heute in der Öffentlichkeit nicht über die Zeit im Ver-steck reden. Gefreut hat mich, dass sie durch unsere Arbeit ihre Angst und ihre Skepsis gegenüber Deutschland und uns Deutschen etwas ab-gelegt hat. Sie begrüßte uns noch zusammen mit ihrem Mann, verließ aber dann den Raum, als wir über den Alltag in der Illegalität redeten. Das Ge-spräch mit Herrn Fontheim fand im Mai 2002 statt. |
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Film 5 Fontheim - Alltag 1.33 Zirka 20 Menschen halfen den Untergetauchten, unentdeckt in der Laube in Senzig versteckt, zu überleben. Es waren einfache Leute wie zum Beispiel die beiden erwähnten Män-ner, ein Schuhmacher oder ein Fleischhauer. Herr Fontheim war derjenige, der die Lebensmittel abholte. Dies war sehr gefährlich, wie er uns erzählte, denn man konnte leicht in eine Kontrolle geraten oder von einem Spitzel der Gestapo erkannt werden. Ein solcher Spitzel war Stella, eine Jüdin, die von der Gestapo erpresst - sie und ihre Eltern wurden verschont - viele untergetauchte Juden aufspürte und somit in den Tod schickte. |
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Film 6 Fontheim - Schuld 2.58 Unverantwortliches, feiges Verhalten und das Sich-Ducken vor der vermeintlichen Autorität war damals für Mitmenschen tödlich. So ist es nicht verwunderlich, dass Leute, die weggeschaut haben, sich nach der Nazizeit aggressiv und selbstgerecht gegenüber denjenigen verhielten, die über solche Untaten redeten oder wie Herr Droßel ge-holfen hatten. Sie, ich nenne sie einmal Mitläufer, dichteten häufig die Wirklichkeit um, stilisierten sich selbst zu Opfern oder behaupteten, die Täter seien so nette und freundliche Menschen gewesen, dass man ihnen solche Untaten nicht zutrauen könne. |
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Film 6B Kolarik-Levi 2.00 Diesen Text von Primo Levi, der Auschwitz überlebte, aber schließlich doch daran zerbrach und sich den Freitod gab, las Herr Kolarik auf der Gedenkveranstaltung zu den Opfern des NS im Januar 2002 vor, dieser Test wurde zum Motto unserer Erinnerungsarbeit. Gestatten sie mir einen kurzen Exkurs zu den Grundlagen der Erinne-rungsarbeit im Geschichtsprojekt: Von der Geschichtlichkeit der Naziverbrechen: Die einstige Gegenwart weigert sich Vergangenheit zu werden, wenn die Trauerarbeit fehlt. Denn das individuelle und kollektive Vergessen von Singulärem, von Gewesenem braucht das Bewusstsein von dessen Vorhandensein. Ver-gessen wird zu krankmachendem Verdrängen, wenn das Vergangene nicht "sein durfte". Erst die Trauerarbeit, die im Sichtbarmachen des Gewesenen besteht, ermöglicht, dass der nicht wiedergutzumachende Schaden vom Opfer verziehen wird. Nur so wird die Vergangenheit überholt, wird Bestandteil der Geschichte. Die Naziverbrechen sind Teil unserer Geschichte, Teil der Geschichte jedes einzelnen Deutschen, der Gemeinden in Deutschland und unseres Staatswesens. Sie können aber erst zur Geschichte werden, wenn auf allen drei Ebenen Trauerarbeit geleistet wird. Diese Trauerarbeit muss von jeder Generation auf ihre Weise geleistet werden, so versöhnt die-se sich mit ihrer Geschichte; sie leistet die ihr gemäße Erinnerungsar-beit. Wie könnte der Erinnerungsprozess aussehen? Das Sichtbarmachen oder Erfahren des Gewesenen, des Verbrechens, braucht einen Ort, der aus der Distanz des Unbeteiligten und aus der Nähe des Mitfühlenden besteht. Fehlt dieser Andere stürzt die Erinne-rung zurück in eine Wiederholung des Gewesenen und wird nicht ab-gearbeitet. Die Kinder der Täter, die Nachfolgegenerationen, können die Ge-schichte ihrer Väter und Mütter nicht abarbeiten, wenn sie nicht ihren Blick auf das Gewesene richten, begleitet durch den distanzierten, mit-fühlenden und wegweisenden Anderen. Nicht die Untaten dürfen wiedererlebt werden, sondern an die Verlet-zungen der Kinderseelen und an die Verbrechen und ihre Opfern soll-ten wir uns erinnern. Ohne Anerkennung der Verbrechen ist dies unmöglich. Hier setzt meine Arbeit als Lehrer ein; ich vermittle den Schülern den Kontakt und die Erfahrungen mit Zeitzeugen und wir arbeiten gemein-sam mit wissenschaftlichem Material. |
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Film 7 Lustiger 2.16 Texttafel: Schuldig ist nur der Mörder 0.10 Schuldig ist nur der Mörder. Angesichts der schweren Verletzungen, die Herr Lustiger erfahren hat-te, sehen wir uns verpflichtet, die Taten und Täter zu benennen und vor allem den Opfern unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Im Januar 2005 werden wir zusammen mit Frau Zarchi aus Litauen der Opfer des Massenmörders Karl Jäger gedenken und an die Verbrechen der Nazis erinnern. |
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Film 8 Schweigen 2.40 In diesem Gespräch erfuhren wir, dass sowohl Herr Lustiger als auch Herr Droßel in der Nachkriegszeit über das Erlebte nicht reden konn-ten. - Man wollte sie nicht hören. Erst in den 80iger Jahren wurde dieses Schweigen durchbrochen. Auch auf einer anderen Ebene konnten wir das Schweigen durchbre-chen. Im Rathaus in Waldkirch befinden sich im Aufgang zum Bürgersaal Wandgemälde, die in den 40er Jahren als Durchhaltepropaganda in Auftrag gegeben wurden. In der Nachkriegszeit hatten sie eine wechselvolle Geschichte. Zuletzt wurde in den späten 80er Jahren versucht, diese Bilder zu entfernen. |
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Textafel: Fontheimzitat 0.10 "Es ist empörend, die Nazizeit gehört zwar zur Geschichte, aber ihre menschenverachtende Propaganda darf in einem Rathaus nicht ausge-stellt werden." So Günter Fontheim in einem Gespräch mit Herrn Weissberger Herr Weissberger berichtete uns von diesem Gespräch und wir began-nen uns mit diesen Nazipropagandabildern zu beschäftigen. Der Film über die Naziwandbilder im Waldkircher Rathaus entstand als zusätzliche Schülerlerleistung von Manuel Kotulla und mir im Ge-schichtsunterricht der Klasse 12, mit dem Plan, die Erstfassung des Filmes im Geschichtsprojekt weiter zu bearbeiten. Das Konzept erar-beiteten Manuel und ich mithilfe des umfangreichen Materials, das uns Herr Professor Wette freundlicherweise zur Verfügung stellte. Hier die Anfangssequenz dieses Films. |
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Film 9 Anfang-Nazibilder 2.25 Dieser Film lief in einer Veranstaltung des Jugendgemeinderates. Es wird jetzt im Gemeinderat diskutiert, was weiter mit den Bildern geschehen soll. Wir hoffen, dass die Bilder aus dem Rathaus verschwinden, alle Zei-chen sprechen dafür |
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Film 10 Schluss Nazibilder 4.30 Herr Drossel ermutigte uns, zu wichtigen Themen wie diesem Stellung zu nehmen. Gemeinsam haben wir vom Geschichtsprojekt zusammen mit Heinz Droßel, Günter Fontheim, Arno Lustiger, Frau Holzman und den an-deren Zeitzeugen die Nazivergangenheit aufgearbeitet; wir durften ihnen dabei helfen ihre unmenschlichen Erlebnisse zu ver-arbeiten; für uns sind sie Vorbilder, die für eine menschliche und demokratische Zukunft stehen. Wir werden unsere Arbeit fortsetzen Vor allem mit Heinz Droßel, der nächste Woche in den USA die Raul Wallenberg Medaille erhalten wird, hoffen wir noch viele Gespräche führen zu können. Deshalb möchten wir ihm das letzte Wort in unserem Vortrag geben. Film 11 Berlinabschlussgespräch 2 0.45 |