Eine Website zu Projekten aus dem Unterricht und außerunterrichtlichen Bereich von |
Ulrich Fischer-Weissberger Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Waldkirch |
Vorbereitungstage des Geschichtsprojekts Texte |
Das Geschichtsprojekt des Geschwister-Scholl-Gymnasiums im Arbeitslager in Haslach
Herr Fuß aus Haslach erzählt - wir sitzen im Halbkreis um ihn herum, es ist kalt, doch vergehen die eineinhalb Stunden schnell hier im Wald.
Vor uns ein quer stehendes Kreuz, abgestützt auf einen Steinblock. Wir befinden uns unterhalb der Hauptstollen des ehemaligen Steinbrechwerks Vulkan, keine 50 Meter von uns entfernt ist ein vergitterter Eingang.
Jeden Tag 4,9 Kilometer hinauf zu den Stollen, Fetzen um die Füße gewickelt, die blau gestreifte Sträflingskleidung - dünne Sommerkleidung. Wer die Zementsäcke unter die Kleidung steckt, riskiert Prügel - es ist der bitter kalte Winter 1944-45; im September waren die Häftlinge über Umwege aus Natzweiler-Struthof hierher gekommen, ihr letztes Lager war Dachau gewesen.
Sie sollen die Stollen für ausgebombte Industriebetriebe u.a. Daimler erweitern. Später wurden auch Leute in den Stollen untergebracht. Von 1700 sterben ungefähr 300 an Auszehrung, aufgrund der katastrophalen Hygiene, der Kälte und der willkürlichen Gewalt der Wachmannschaften.
Nur einer, Erwin Dold, benimmt sich menschlich und hilft ihnen, wo er kann. Nur einer.
Herr Fuß erzählt, er erzählt ... |
von Entwürdigung, von Not und Tod. Von Eitergeschwüren, den weißen Wunden, von den Läusen blutleer gesaugt. Wer sich nicht lausen lassen kann, stirbt.
Von Gefangenen, die Essensabfälle verschlingen, der Lagerleiter merkt es, er lässt die übervollen Latrinekübel darüber leeren; die Gefangenen waschen sie ab.
Es waren zumeist junge Männer, es gab wenige ältere, manche waren 16, 17. - Im Alter der Schüler aus unserer Gruppe. Viele Franzosen - gegen Ende des Krieges zwangen die Nazis junge Elsässer in die SS; wer sich weigerte, kam ins Lager; wer über die Vogesen floh, brachte seine Angehörigen in die Lager.
Viele Nationalitäten, am unteren Ende der Hierarchie die Russen, es gab keine Juden hier.
Später im warmen Cafe erzählt Herr Fuß dann Folgendes:
Die Frau eines Gefangenen erzählt auf einem gemeinsamen Spaziergang, dass ihr Mann heute zum ersten Mal von dem Schrecklichen, was er im Lager erlebt habe, gesprochen habe; sie beide habe dies von einer großen Last befreit.
Der Sohn eines Häftlings steht weinend auf dem Gelände.
Die Gedenkstätte im Wald unterhalb der Mülldeponie ist wichtig für viele ehemalige Gefangene und ihre Angehörigen, allein das lohnt diese gegen anfängliche Widerstände aufgebaut zu haben. Kalt war es auf dem Gelände, die Stollen unzugänglich, voller Müll; ein übler Luftzug streift von oben herunter. Wenn man hinter Elzach die Bundesstraße über die Haidburg ins Kinzigtal nimmt, kurz vor Haslach, weist einen ein Wegweiser zur Mülldeponie und zur Gedenkstätte Vulkan. |
Das Lager Haslach befand sich keine 25 Kilometer von unserer Schule in Waldkirch entfernt.
Uli Weissberger, 13. und 14.11.04