Eine Website zu Projekten aus dem Unterricht und außerunterrichtlichen Bereich von |
Ulrich Fischer-Weissberger Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Waldkirch |
Die Badische Zeitung zur Gedenkveranstaltung am 27.1.2005
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Badische Zeitung vom Samstag, 29. Januar
2005
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Verneigung
vor den Opfern
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Berührende Veranstaltung am Gymnasium zum Holocaust-Gedenktag / Zeitzeugen berichteten Von unserer Redakteurin Sylvia Timm |
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WALDKIRCH. "Wir Älteren schulden der Jugend nicht die Erfüllung von Träumen, sondern Aufrichtigkeit. Wir müssen den Jüngeren helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wach zu halten", zitierte am Donnerstag Bürgermeister Richard Leibinger aus den Worten von Manès Sperber, einem ostjüdischen Autoren. In Erinnerung an den 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz fand am Geschwister-Scholl-Gymnasium eine Gedenkveranstaltung statt. Was geschehen ist, darf nicht vergessen werden, damit es sich nie wiederholt. |
Der Ausschnitt der "Geheimen Reichssache", unterzeichnet mit "gez. Jäger" dokumentiert den Judenmord |
Die Schüler aus dem Geschichtsprojekt des Geschwister-Scholl-Gymnasiums beschäftigen sich gemeinsam und auf hohem professionellen Niveau mit dem Nationalsozialismus - und auch dessen Spuren in Waldkirch, wofür sich Bürgermeister Leibinger bei den Schülern persönlich und im Namen der Stadt nachdrücklich bedankte. |
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Mehrere Filme sind in den vergangenen Jahren entstanden; am Donnerstagabend zeigten die Schüler einen Film mit den Zeitzeugen | |
Juliane Zarchi (Mitte) erzählte im Geschwister-Scholl-Gymnasium vom Schicksal ihrer Familie: Ihr Vater wurde, weil er Jude war, ermordet. Sie und ihre Mutter wurden von der Sowjetarmee deportiert. FOTO: SYLVIA TIMM | |
Arno Lustiger (ein Überlebender des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz) und Heinz Droßel ("Retter in Uniform" aus Simonswald). Im Mittelpunkt des Abends stand jedoch die Dokumentation des Massenmords an Juden in Litauen 1941. In keinem anderen von Deutschen besetzten Land seien so schnell so viele Juden ermordet und die jüdische Bevölkerung nahezu ausgelöscht worden, stellte der Lehrer Ulrich Fischer-Weissberger fest. Akribisch führte der aus Waldkirch stammende Befehlshaber Karl Jäger vom 4. Juli bis 25. November Buch über die Erschießungen und schrieb schließlich: "Ich kann heute feststellen, dass das Ziel, das Judenproblem für Litauen zu lösen, vom EK. 3 erreicht worden ist." 137 346 Erschossene summiert er selbst. Die Schüler verlasen Erinnerungen von Zwi Katz, der erleben musste, wie seine Verwandten abgeholt wurden - darunter sein Großvater und ein zweijähriger Großcousin. Der Jäger-Bericht nennt am 1., 8. und 19. August auch den Ortsnamen Ukmerge. "Ich überlege, an welchem dieser drei Tage mein Vater, mein Großvater, die zwei Brüder meines Vaters, Cousins und Cousinen ermordet wurden", sagt Juliane Zarchi am Rednerpult in der Aula des Gymnasiums. Sie selbst - ihre Mutter Deutsche aus Düsseldorf, der Vater Jude aus Litauen - war damals drei Jahre alt. Aus dem Getto konnte die Mutter das Mädchen herausschmuggeln. Juliane Zarchi überlebte den Krieg als deutsches Kind - und musste beim Einmarsch der Sowjetarmee erneut Verfolgung erleben: Die Sieger setzten Deutsche und Faschisten gleich; 17 Jahre war sie in Tadschikistan gefangen, ihre Mutter hat Deutschland nie wieder gesehen. Juliane Zarchi lebt heute in Kaunas und engagiert sich gegen das Vergessen. Mit Margot Zmarzlik vom "Hilfsfonds Jüdische Sozialstation e.V.", der Getto-Überlebende unterstützt, kam sie nun drei Tage nach Waldkirch. Besonders die Gesichter der Jugendlichen und die Aufnahme beim Bürgermeister und in der Schule hätten sie beeindruckt. Bürgermeister Leibinger äußert sich im Gymnasium tief bewegt und verneigt sich vor ihr und allen Opfern des Holocaust. "Der Wiederholung entgegen wirken, bleibt zentrale Aufgabe" betont auch Rektor Helmut Strittmatter. Arno Lustiger und Heinz Droßel setzen sich in ihrem Film für differenzierte Betrachtungen ein. Ohne Helfer unter den Deutschen hätten auch sie nicht überlebt. Über die Nachgeborenen sagt Lustiger: "Es gibt keine Kollektivschuld, keine Sippenhaft. Jeder ist nur für sein eigenes Tun verantwortlich." |
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