Eine Website zu Projekten aus dem Unterricht und außerunterrichtlichen Bereich von |
Ulrich Fischer-Weissberger Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Waldkirch |
Wiedersehen mit der Jungfernbrücke
Vom Handeln im Schatten des Todes Heinz
Droßel verhinderte 1943 auf der Jungfernbrücke den Freitod
seiner späteren Frau, einer untergetauchten Jüdin und Mutter
zweier Kinder – das Baby im jüdischen Kranken-haus, der Junge
bei Pastor Grueber, der Kinder von Verfolgten betreute. Sie weiß
nicht mehr weiter. Heinz Droßel hilft ihr die Nazizeit zu überleben. Wir, Heinz
und eine Schülergruppe mit mir als Leiter in Berlin, treten aus dem
Hinterhof hinaus Richtung Alex. Alle sind wir sehr müde, aber auch
noch eingefangen in das tiefe Ge-spräch im Museum zum stillen Helden
Otto Weidt. Dann zu Fuß
zur Jungfernbrücke. Durchs alte Regierungsviertel. Wir sind auf der Brücke wie in einer Blase. Heinz murmelt, seine Stimme wird immer brüchiger: „Und hier wollte sie über das Geländer springen.“ Sein Blick geht weg, hinüber zu ihr, 49 Jahre zurück. Schicksal, oft wird dieses Wort zu leicht gebraucht. Langsam dreht er sich vom Geländer weg, Renate steht neben ihm, auch sie schaut auf das Wasser, dann auf ihn. Er schlurft zur Mitte der Brücke und wendet sich mir zu. Mit einem gelösten Lächeln flüstert er: „Das war`s.“ Es wird schnell
dunkel, die drei entfernen sich zügig, kein Blick zurück. Ich hatte mich richtig entschieden. Mooswaldklinik,
3.8.2002 |