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Vincas Batusevicus, Joachim Rauber und Wolfram Wette(HG.) , Holocaust in Litauen, Krieg, Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941, Böhlau, 2003

„Im Kriegsjahr 1941 haben Angehörige der deutschen Besatzungsmacht mit Unterstützung litauischer Helfer einen Großteil der Juden des kleinen baltischen Landes ermordet. Dies geschah rascher und systematischer als anderswo. Man kann daher vermuten, dass Litauen für das NS-Regime gleichsam ein Testgelände für den Holocaust darstellte. So ist die Konzentration des Buches auf das Schlüsseljahr 1941 zu verstehen. In beiden Ländern hat sich die historische Forschung erst seit etwa einem Jahrzehnt daran gemacht, die Judenmorde in Litauen aufzuklären. Hier wie dort gab es große Barrieren zu überwinden, sich überhaupt an diese Zeit zu erinnern. Erstmals wird jetzt eine gemeinschaftliche Aufarbeitung dieser Geschehnisse präsentiert. An der historiographischen Arbeit beteiligten sich litauische, deutsche und amerikanische Historiker. Überlebende Opfer des Holocaust steuerten eindrucksvolle persönliche Erinnerungsberichte bei. Zentrale Täterdokumente runden das Bild ab.“(Buchrückseite)

Für unsere Arbeit zu Karl Jäger und seiner tragenden Rolle bei der menschenverachtenden Ermordung fast aller Juden in Litauen ist dieses Buch unverzichtbar.

Prof. Wette schreibt den wichtigen Beitrag zu Karl Jäger, in dem er dessen Lebensstationen mit dem Schwerpunkt der "Tätigkeit" in der SS und in Litauen beschreibt; für uns sehr wichtig ist ebenfalls, dass wir erfahren, in welchem Maße dieser Waldkircher Bürger ein Verbrecher und Buchhalter dieser Verbrechen war.

Das Leiden der verfolgten Juden wird für mich beeindruckend in den drei Berichten von Überlebenden der Verfolgungen dargestellt. Vor allem die Brutalität, mit der in das Leben dieser Menschen eingegriffen wurde, und die noch heute tiefen Narben der Verwundungen durch die Naziverbrecher machen mich betroffen. Ich sehe in diesen Berichten einen wichtigen Beitrag zur Aussöhnung mit den Opfern des Holocaust.

In den Beiträgen des Buches wird eindrucksvoll die Realität des Holocausts in Litauen gezeigt; deutlich wird die Funktion der einzelnen beteiligten Gruppierungen wie Wehrmacht, SS und litauische Kollaborateure; der mörderische Alltag des Ghettolebens wird von den Autoren klar und ohne Beschönigung geschildert.

Abgeschlossen wird das Buch durch die Dokumentation der Schlüsseldokumente des Holocausts in Litauen; jeder, der sich mit dieser Materie beschäftigt, muss diese kennen. Den Jägerbericht, die Buchhaltung des Massenmords an den Juden, können Sie verlinkt auf unserer Startseite finden.

Uli Weissberger, 16.10.03

Wolfram Wette, geboren 1940, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie, 1971 Dr. phil., 1991 Habilitation, 1971-1995 am Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) in Freiburg i. Br.; seit 1998 außerplanmäßiger Professor für Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Universität Freiburg i. Br.. Mitbegründer und mehrfach Sprecher des Arbeitskreises Historische Friedensforschung (AHF), Mitherausgeber der Reihe 'Geschichte und Frieden' und des Jahrbuchs 'für Historische Friedensforschung'
Vincas Bartusevicius ist Leiter des Litauischen Kulturinstituts in Lampertheim.

Karl Jäger war einer der maßgeblichen Organisatoren des Genozids in Litauen, er war aber kein reiner Schreibtischtäter, sondern beteiligte sich selbst an Morden; so soll er darauf bestanden haben, dass alle seine Mitarbeiter sich selber an Morden beteiligen. Karl Jäger lebte über 40 Jahre in Waldkirch.